Regularien
Der Präsident begrüßt die anwesenden Freundinnen und Freund, als Begleitungen Hannes Weinberger und Michaela Steiner. Ein Willkommen geht auch an Freund Norbert Steiner (RC St. Pölten, Ehrenmitglied RC Melk) und unseren Vortragenden Alexander Hauer.
Präsident Reinhard Joksch erinnert an das nächste Meeting in seinem Unternehmen - Krems, Kremszeile 62a.
Zur Organisation wichtig:
Wir ersuchen um ANMELDUNG über Polaris - wer noch "technische Probleme" hat - bitte Mail an rcmelk@rotary.at oder Anruf beim Sekretär +43 664 458 22 11. DANKE
Programm
Der Vortragende Alexander Hauer war diesmal als wesentlicher Gestalter des Vereines Merkwürdig zu Gast.
Der genaue Wortlaut: Verein MERKwürdig - Zeithistorisches Zentrum
Dazu ein Auszug der homepage https://www.zhzmelk.at/de/
Am 21. April 1994 jährte es sich zum 50. Mal, dass die ersten KZ-Häftlinge aus dem KZ Mauthausen ins Melker Außenlager überstellt wurden. Alexander Hauer und Michael Garschall wollten dem in einer angemessenen, vorerst einmaligen Art und Weise, Rechnung tragen. Denn bis dahin war das Erinnern, Gedenken und eine die Gegenwart beleuchtende gesellschaftspolitische Diskussion in Melk nicht verankert. So entstand „MERKwürdig – eine Veranstaltungsreihe wider Gewalt und Vergessen“, eigentlich nur einjährig angedacht.
Die Resonanz in der Bevölkerung, das Kennenlernen von Überlebenden bzw. deren Angehörigen und den Angehörigen der Opfer, die offensive Bereitschaft vieler Melker*innen, sich vielfältig diesem Themenkomplex zu stellen und die Debatte in das Heute zu überführen, aber auch die so tragischen Umstände der Bombenanschläge von Oberwart und Stinatz im Jahr 1995 verlangten eine zumindest einmalige Fortsetzung. Daraus sind inzwischen bereits fast 30 Jahre Gedenkarbeit geworden – oft mit sehr unterschiedlichen Herangehensweisen. Denn von Anfang an näherte sich der Verein den Fragestellungen vor allem auch mit Mitteln der Kunst und mit Begegnung. Dabei sind verschiedenste Veranstaltungen entstanden wie etwa die Konzerte „Künstler wider Gewalt und Vergessen“ (1994), gojim – jiddische Musik (2000), „Kultivierte Barbarei: Musik im KZ“ von Paul Schuberth und Elisa Lapan (2022) oder das jährlich stattfindende Adventsingen „MarandJosef“ in Kooperation mit dem Landesklinikum Melk. Auch Filmvorführungen zählen zu unserem Repertoire: Neben thematisch nahen Filmen wie „Nacht und Nebel“ im Zuge der Gedenkveranstaltung und Podiumsdiskussion mit ehemaligen KZ-Häftlingen (1995), gab es auch immer wieder Zugänge von lokalen Filmemacher*innen wie etwa mit der Vorführung von „Endphase“ (2023), der das Massaker an 228 jüdischen Zwangsarbeiter*innen thematisiert. Auch das Theater war von Beginn an ein wichtiger Ausdruck: Zu nennen ist hier etwa „Die weiße Rose“ (2001) oder „Hanni – Von der kleinen Leute Größe“ (2022). Humorvolles mit einer Show von Heinz Zuber als Clown Enrico (April 1994) oder einem Kabarett von Josef Hader (Mai 1994), fand ebenso seinen Platz wie viele andere kreative Zugänge wie etwa der Schreibwettbewerb „Wo, wie finden wir Utopia? Wann?“ (1998), der bildnerische Schüler*innenwettbewerb zum Thema „Unsinn und Unfug“ (1999), das Verteilen von weißen Rosen in Melk (2001). Darüber hinaus zeigen Buchpräsentationen, Gedenkwanderungen und Lesungen wie breit aufgestellt unsere Veranstaltungen waren und sind. Derart will der Verein den Spagat zwischen Geschichte und Gegenwart, Gedenken und Utopien versuchen. Das Thema Zivilcourage bildet dabei einen zentralen Ausgangspunkt.
Im Herbst 2017 wurde ein Meilenstein für eine Umstrukturierung und Weiterentwicklung gelegt. Mit Unterstützung des Landes NÖ, der KZ-Gedenkstätte Mauthausen/Mauthausen Memoral und der Stadtgemeinde Melk konnte die erste hauptamtliche Stelle und somit die Grundlage für ein "Zeithistorisches Zentrum" in der Region Melk geschaffen werden. Diese Verbreiterung des Tätigkeitsspektrums, die sich vor allem durch wissenschaftliche Arbeit und vielfältige neue Projekte im breiten Feld der Public History auszeichnet, brachte auch eine Umbenennung des Vereins mit sich, der seit 2020 als "Verein MERKwürdig - Zeithistorisches Zentrum" im Vereinsregister eingetragen ist.
Bis Ende 2022 kümmerte sich der Verein um die Verwaltung, Pflege und Zugänglichmachung der KZ-Gedenkstätte Melk und die Entwicklung von Vermittlungsprogrammen für Schüler*innen und Erwachsene am historischen KZ-Gelände. Seit 2023 involviert sich die KZ-Gedenkstätte Mauthausen intensiver in Melk und das Zeithistorische Zentrum Melk arbeitet eng mit dieser zusammen. Die partnerschaftliche Kooperation zwischen Bundesanstalt Mauthausen und der überparteilichen NRO „MERKwürdig“ ist dabei in der österreichischen Gedenkstättenlandschaft beispielgebend.
Aktuell (Stand Jänner 2024) arbeiten zwei Mitarbeiterinnen in Teilzeit unterstützt von einem ehrenamtlichen, wissenschaftlichen Leiter im Zeithistorischen Zentrum Melk. Projektbezogen sind auch weitere Personen auf Werkvertragsbasis und zahlreiche ehrenamtliche Freund*innen im Team.
Der Vortrag von Alexander Hauer brachte uns die Geschichte der Entstehung des Vereines näher. Es sollte "GEDENKKULTUR OHNE SELBSTGEISSELUNG" gestaltet werden. Da ist auch gelungen. Und es gab bei den Aktivitäten kein "Dagegen" aus der Region.
Im Außenlager des KZ Mauthausen in Melk (Kaserne) waren insgesamt 14.400 Häftlinge untergebracht, gleichzeitig bis zu 12.000. 38 verschiedene Muttersprachen wurden gesprochen. 4.484 Todesopfer sind bekannt. Die Arbeitseinsätze erfolgten beim Bau des Stollensystems für die Steyr-Werke in Roggendorf. Dort wurden von April 1944 bis April 1945 ca. 60.000 m2 an unterirdischen Anlagen erstellt.
Einbezogen in die Aktivitäten wurde auch die Person des Lagerarztes Dr. Sora einbezogen:
Dr. Josef Sora
Sora war als Arzt der Luftwaffe im KZ-Außenlager Melk stationiert und bemühte sich, im Rahmen seiner Möglichkeiten die KZ-Häftlinge zu unterstützen. Er wird in vielen Häftlingserinnerungen als besonders positive Erscheinung geschildert, die im krassen Gegensatz zu den weiteren KZ-Bewachern stand. Dr. Josef Sora (*1910 Wien, +2001 Bad Ischl) war von Juli 1944 bis April 1945 im Auftrag der Waffen-SS als Lagerarzt im KZ-Außenlager Melk tätig. Der Luftwaffenoffizier Sora war weder Waffen-SS- noch NSDAP-Mitglied und lebte mit seiner Familie im SS-Bereich des Lagers in der Birago-Kaserne. Sora gewann rasch das Vertrauen der KZ-Häftlinge indem er sie respektvoll „per Sie“, teils auch in ihren Muttersprachen ansprach und nach Kräften den Häftlingswiderstand unterstützte.
Man hat sich auch seinem Satz "Wie geht es Ihnen" gewidmet - ein Zeichen der Menschlichkeit in dieser grausamen Zeit. Er wurde von den Häftlingen sehr geschätzt und auch nach der Befreiung entsprechend gewürdigt.
Neben der Pfarrkirche Melk (Dr. Josef-Sora Platz) gibt es ein eindrucksvolles Denkmal zu sehen.
Ein sehr informativer, beeindruckender Vortrag von Alexander Hauer. Den Opfern wird würdig gedacht und auch versucht den heutigen Generationen die Geschehnisse in moderner Form näher zu bringen.